Bitte sprechen Sie mir nach: "Belvedere!"
Hört sich das nicht herrlich exklusiv an? Und sehen die Teile da in der Mitte nicht ebenso exklusiv aus?

Nicht? Och. Schmecken aber so. Exklusiv. Phantastisch. So, als würde man, mit Korsett und Krinoline bekleidet, im "Belvedere" sitzen (Mädchenversion!), Tee trinkend aus papierdünnem Porzellan, Schokoladen-Schnittchen essend, das Personal scheuchend.
In der Realität und im Zuge der Überlegungen, was ich wohl zur Feier bei Arthurs Tochter mitnehme, spielten folgende Aspekte eine Rolle:
– es soll Kuchen sein (kann ich am besten)
– es soll nicht nur eine Sorte sein (kann ich mich austoben)
– er soll von der Hand in den Mund zu essen sein (spart Geschirr)
– er soll leicht zu transportieren sein (Bahnfahrt)
– er muss Hitze vertragen können (Sommer)
– er muss eine Weile ungekühlt überleben (Sommer)
– keine Creme, keine Schokolade, kein Guss (Sommer)
So kam ich zu dem Schluss, neben einem Bulgursalat als herzhaftes Pendant, drei verschiedene, flache Rührkuchen anzufertigen, die besonders gut schmecken, wenn sie mindestens Zimmertemperatur haben, weil das ein oder andere Gramm Butter resp. Fett darin enthalten ist. Zwei der Kandidaten hatte ich bereits gebacken; Toblerone Whities und Aprikosen-Butter-Streusel sollten uns auf jeden Fall auf der Reise begleiten. Beide kann man gut aufbewahren, beide schmecken am Backtag lange nicht so fein wie ein oder zwei Tage später und Wärme macht ihnen nichts aus. Da Chef Hansen schon einen Zitronenkuchen beisteuerte (der extrem gut schmeckte), machte ich mich also mit dem Gedanken vertraut, fingerfoodartige Kleinteile zu produzieren, die man sich einfach so in den Mund stecken kann.
Was jedoch sollte ich als dritte Alternative anbieten? Auf eine andere Sorte Brownies hatte ich keine Lust, da gab es schon die Whities, die gepimpte Brownies sind. Was mit Obst wollte ich nicht, wegen der sommerlichen Temperaturen. Irgendwas mit dunkler Schokolade schwebte mir vor, aber nicht als Guss. Oder Plätzchen? Na ja, ich kam dann auf die Idee, einfach mal in meiner überschaubaren (hust..) Backbuchsammlung zu wühlen und prompt blieb ich beim Konditormeister Heinemann und seinen Gebäckträumen hängen. Kann es wirklich sein, dass ich aus diesem Buch noch nie etwas gebacken habe? Obwohl es doch schon so lange im Regal steht. Fast genau so lang, wie Heinz-Richard Heinemanns Schokoladenträume, aus dem ich erst einmal ein Muffinrezept gemopst hatte? Schicksal, nimm deinen Lauf!
Ein Griff, ein Treffer, "Belvedere!". Wenn das kein Zeichen war! Die Einladung an sich war ja schon ein Traum und jetzt noch einer in Kuchenform … das musste es sein! Und dann auch noch dieser elegante Name: "Belvedere-Schnitten". Ich legte sofort los und in Windeseile standen die Schnittchen auf dem Tisch. Allen, die viel Zeit zum Backen haben, aber vor allem Denjenigen, die wenig Zeit zum Backen haben, lege ich dieses Rezept ans Herz.
Die Belvedere-Schnitten sind flache Kuchenvierecke, im besten Fall Quadrate mit einer Kantenlänge von 4 x 4 cm. Der Guss besteht aus Rum und Puderzucker, unter dem sich eine recht dünne, biskuitartige Schoko-Nuss-Teigschicht befindet. Dieser Kuchen ist wie ein Hauch – so schick, so köstlich, so zart. Man bemerkt kaum, dass man etwas davon gegessen hat. Hierbei handelt es sich eine Feststellung, die meine Hüften gerade vehement bestreiten.
Einen Tag vor Verzehr backen, ab in die Plastikdose und in den Kühlschrank, vor dem Verzehr Zimmertemperatur annehmen lassen, dann genießen. So einfach ist es, sich ganz exklusiv zu fühlen. Ich finde, die Schnittchen passten zum ganzen Abend, an dessen Ende keines mehr gesichtet wurde - exklusiv verdampft wahrscheinlich.
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REZKONV-Rezept – RezkonvSuite v1.4 |
Titel: |
Belvedere-Schnitten (M) |
Kategorien: |
Blechkuchen, Nüsse, Schokolade, Heinemann |
Menge: |
35 Schnitten, Blech 30×33 cm |
Zutaten
H |
FÜR DEN TEIG |
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|
|
Butter und Mehl für das Blech |
100 |
Gramm |
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Butter, weich |
50 |
Gramm |
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Puderzucker |
3 |
|
|
Eier |
100 |
Gramm |
|
Kuvertüre, dunkel |
50 |
Gramm |
|
Zucker |
1 |
Essl. |
|
Vanillezucker |
1 |
Prise |
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Salz |
80 |
Gramm |
|
Mehl |
70 |
Gramm |
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Walnüsse, fein gehackt |
H |
FÜR DIE RUMGLASUR |
150 |
Gramm |
|
Puderzucker |
50 |
ml |
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Rum |
Quelle
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Rezept modifiziert. |
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Original: Heinz-Richard Heinemann "Gebäckträume" |
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ISBN 9783517085722 |
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Erfasst *RK* 26.06.2011 von |
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Jutta Hanke |
Zubereitung
Manzfred auf 180° C vorheizen. Kuvertüre im Miele bei 40° C temperieren. Ein kleines Backblech (Miele Dampfgarer-Blech, ca. 30×33 cm, verwendet) mit Butter ausfetten und mit Mehl bestäuben.
Für den Teig die Butter mit dem Puderzucker schaumig rühren. Die Eier trennen. Die Eigelb nach und nach unterrühren. Kuvertüre unter langsamem Rühren einfließen lassen.
Die Eiweiß mit Zucker, Vanillezucker und Salz zu steifem Schnee schlagen.
Das gesiebte Mehl mit den Nüssen mischen. Den Eischnee unter den Butterteig heben, dann das Nuss-Mehl-Gemisch vorsichtig unterheben. Die Masse gleichmäßig auf das Backblech streichen und 15 Minuten backen. Ofen ausschalten und das Blech noch 5 Minuten dort belassen. Keinesfalls zu lange im Ofen lassen, dann wird das Gebäck zu trocken.
Für die Glasur den Puderzucker mit dem Rum glatt verrühren. Die Glasur auf das noch heiße Gebäck pinseln. Wenn sich die Glasur zu trüben beginnt, die Masse mit einem scharfen Messer in 4×4 Zentimeter große Stücke schneiden.
Anmerkungen, Jutta:
Die Menge für den Guss erscheint sehr reichlich bemessen. Man kann ihn aber komplett verwenden.
Walnüsse können durch Mandeln ersetzt werden. Dann statt des Rums Amaretto verwenden.
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Sollen wir noch mal? Einmal noch? Na gut. "Belvedere!"